In den Katakomben der Zukunft stirbt ein Idealist. Unfall, Zufall oder Anschlag? Hunderte Kilometer entfernt steht eine Beziehung am Abgrund, weil das Ende des einen zur Chance des anderen wird. Brennende Wälder, Flutopfer und Hitzewellen. Ein Visionär in Weiß skizziert die Utopie einer grünen Zukunft, während die unnahbare Managerin im Halbschatten agiert.
Menschen unterschiedlichster Herkunft eint das Ziel, der aufziehenden Klimakrise Einhalt zu gebieten. Lebenswege, Überzeugungen, Einzelinteressen. Kaleidoskopische Vielfalt, Facetten und Zwischentöne. Wofür verbrannten die Ideale? Waren ewig Gestrige, das fossile Kartell oder bildungsferne Eiferer am Werk? In Zeiten erodierender Gewissheiten folgen eine Journalistin, eine Schauspielerin und ein Ingenieur einer anderen Spur …
Plus Ultra
Ein Roman über Menschen, Ziele und die Zukunft.
Textauszüge Plus Ultra
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Auf der Insel, 16. September, 6:00 Uhr
Da waren der Turm, die Brüstung, der Mond, der Sprung und der Flug. Cisa war goldglänzend zurückgeblieben. Flimmernd erschien die Lichtkuppel der Stadt, flimmernd wie das Sternengewölbe der wolkenlosen Nacht. Er war der silbernen Flussader gefolgt, bis das Gebirge im Süden zur wahren Größe angewachsen war und seine Schwingen flüchtige Schattenzeichnungen auf den Schneefeldern hinterlassen hatten. Für Minuten nur, oder für Stunden, oder Tage war alles weiß und schwarz und grau und still und kalt gewesen, bis das Land wieder flach geworden war und oben zu unten wurde und Städte wie Galaxien leuchteten und schließlich das Meer wie ein Teppich aus flüssigem Metall am Horizont erschienen war. Da war eine Begleiterin in seiner Nähe gewesen, stark und stolz mit geneigtem Kopf zu ihm blickend. Zwei hatten Kreise am Himmel gezogen, zwei an Höhe gewonnen, zwei waren dem Gefängnis der Nacht entkommen. Freiheit. Da waren Federn im Aufwind, Schwerelosigkeit und Flügelspitzen, die einander berührten. Der Zeit entgrenzt. Sie waren Gefährten gewesen, Fabelwesen, die sich wieder und wieder staunend des Miteianders versicherten. Der Spur hoch oben im Sternenzelt war der tiefste, ehrlichste und älteste Wunsch gefolgt. Groß war die Freude über das Zeichen von dem gewesen, dem das Stoßgebet gegolten hatte. Unfassbar war das Staunen, als das All schließlich mehr Sternschnuppen gebar, als es Wünsche gab und glitzerndes Sprühen die Nacht über ihnen heller als tausend Sonnen erstrahlen ließ. Für immer dankbar jenen Augenblick bewahrend, dem der Hagel glühenden Gerölls gefolgt war und sterbende Sterne rasend, dicht und heiß, zischend, donnernd und klatschend auf dem Meer zerschellten und mit meterhohen Fontänen in der Tiefsee versanken. Der Blick in angsterfüllte Augen würde alle Zeiten überdauern. Die Luft war zum Wirbel geworden und der Schrei hatte das Mark erschüttert, ehe das glühende Himmelsgeschoss einschlug und verbrannte und brach, was sich ihm frevelnd in den Weg gestellt hatte. Die Gefährtin trudelte haltlos im Regen aus Stein. Aber das konnte nicht, durfte nicht sein. Das Geschehene musste ungeschehen gemacht werden. Da war der Sturzflug in die Gischt. Eingehüllt vom Klatschen, Spritzen, Schlagen, Poltern und Beben tosender Wirbel. Das Dröhnen entfernte sich, als das Wasser zunächst aufgeklart und kurz darauf ins Schwarz geflossen war. Tote Sterne zogen lautlos Richtung Orkus, die Gefährtin auch, reglos auf den Rücken gedreht, mit gebrochenen Schwingen aus Wachs. Tiefer und tiefer. Da war eine Grenze, die das Reich der Lebenden von den Toten trennte und verhinderte, was hätte geschehen müssen. Flügel zur Hoffnung gestreckt. Alles versucht, während der Freund in der Dunkelheit verschwunden war. Die weiße Zeichnung des Gefieders war zuletzt in die Stille entglitten. Mit Flügelflossen durchs Nichts, Licht wellte sich, im Auge des Wals war ein Schnabelkopf mit Tränen zu sehen …
Ein Schaukeln, ein Plätschern. Die Breite eines Fingers trennte die Sonne vom Meer, als er die Oberfläche erreichte. Wo war sie? Ikaria, Insel des Todes, Insel des Scheiterns. Rieselnder Sand, zerfließendes Gemälde, fliehende Erinnerungen, Schwarz nur eine Ahnung, ein Gebilde versinkender Nacht. Totenreich der Freiheit. Neues entstand, erwachte, wechselte das Gewand, wurde geboren.
Storm war alleine. Leinenvorhänge schwangen im Wind, trennten gleißendes Licht vom Halbschatten des fremden Zimmers. Kein Wachs, weder Kiemen noch Flossen, kein Schnabel. Er war auf einer Insel, die nichts mit Ikaria gemein hatte. Er war am Leben. Arme statt Flügel, ziehende Schmerzen in den Gliedern, ein taubes Bein und Narben. Oder doch nicht? War er gestorben und in der Zwischenwelt gefangen? Lindt und Eva saßen auf dem Bett gegenüber und starrten ihn an. »Guten Morgen ihr beiden, habt ihr auch so wirr geträumt?«, fragte Storm gähnend.
Eva tuschelte etwas in das Schädelloch, das früher von Lindts Ohr bedeckt gewesen war. Lindt regte sich nicht. Wie auch? Sie waren nicht, konnten nicht und saßen doch. Storm sehnte sich nach einer Dosis Zufriedenheit auf Rezept und griff ins Leere. Es gab keine Drogen, nicht einmal ein Nachttisch war vorhanden. Es musste auch anders gehen. Zumindest die eigene Wirklichkeit. Storm setzte sich auf und streckte die Glieder. Eine Weile saß er den unerwünschten Gästen gegenüber, schnitt Grimassen und studierte Lindts halb abgeschälten Schädel und Evas Verbitterung. War es seine Schuld? Was wollte sie hier, was wollte er hier?
Schließlich stand er auf und blickte in die Weite jenseits der Vorhänge. Das Orange des Morgens verlor sich im Blau. Inzwischen trennte die Breite seiner Hand die Sonne vom Meer und ein greller Highway führte zum Horizont.
Draußen frische Luft. Rau und warm war die Hauswand, an die er sich lehnte. Es roch nach Wasser, Pinienharz, Katze und Rührei mit Speck. Die Wellen streichelten den Sand. Das Steuerrad wartete auf den Kapitän, die Segel schwangen und streiften seine Haut. Schiff, Wellen und Wind waren miteinander verschmolzen. Kurs Nordwest. Eine Insel stieg aus dem Dunst. Ikaria, vielleicht war es anders und sie war noch am Leben. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Er musste es versuchen. Doch das Schiff gehorchte nicht. Etwas schlug gegen den Rumpf. Er zerrte am Steuer, hielt ohne Erfolg dagegen. Sturm kam auf. Keine Wolken, weder Blitz noch Donner und doch bildete sich jenseits der Dachterrasse der Trichter eines Strudels, der brodelnd und tosend Tiere, Schiffe und Menschen in sich verschlang. Er sah Evas wütendes Gesicht, zweifach, oben und unten, halbtransparent. Ein Teil von ihr sog Wasser auf, während ihr Abbild am Himmel Beschwörungsformeln von sich gab. Moralpsalme und Treueschwüre begleiteten die Sterbenden in den Abgrund. Ein Brecher riss das Geländer in Stücke. Das Segel peitschte davon, flog in die Höhe und stürzte als dann in den Strudel. Immer mehr, immer weiter. Mehr Wachstum, mehr Sicherheit, mehr Geld, mehr Wohlstand, mehr Komfort. Die Gier sog alles auf und duldete keinen Widerstand. Das Schiff neigte sich, der Mast barst entzwei. Der Neid wollte schneller als andere das Leben erreichen und stürzte sich johlend in die Fluten. Aber Eva hatte noch nicht genug und spie Eifersucht, Hass und Angst zum Kampf gegen alles, was sich normierter Austauschbarkeit entzog. Es war nicht richtig, er hatte sich getäuscht. Ikaria lag nicht dort draußen. Ikaria war ein Hirngespinst. Es hatte keine Flucht gegeben. Die Freiheit war eine Illusion. Sie war die Panoramatapete, eine Lüge, die alles verschlang. Oder war es wieder anders? Was war, wenn er die Insel bereits gefunden hatte und tatsächlich noch am Leben war? Oder war er gestorben? Mit aller Kraft riss er das Ruder herum, verwünschte seine Zweifel und stemmte sich gegen Sturm, Sog, Untergang und den vermeintlich leichten Weg. Es musste einen Grund geben, ein ungeschriebenes Gesetz, das sich der Deutung entzog. Fügung, etwas, was größer war als das, was er vor sich sah. Er hatte sich in die Fänge eines besitzergreifenden Ungeheuers manövriert. Lindt lachte und flog Kreise über dem Trichter. Zeit der Anpassung. Sie war niemals Skylla. Freund oder Feind? Fehlgeleitet, manipuliert. Stereotypen, die Zwietracht säten und damit das Miteinander unmöglich machten. Sie war Andromeda. Die Kreise wurden enger, der Untergang in die sichere Konsumwelt beschleunigte sich. Lindt jauchzte in den Fluten. Das Schiff war nicht zu retten, war ganz und gar vom Entsetzen über die Trivialität der in frohlockende Idioten eingeimpften Werte umschlossen. Zu spät. Kapitulation versprach Ruhe, Zufriedenheit und einen vollen Bauch. Anderen würde es schlechter ergehen. Er war alleine, er war nicht von dieser Welt, er gehörte nicht, er funktionierte nicht, er glaubte nicht. Doch – er glaubte schon. Er glaubte an den Flug und sprang abermals. Verlor, verabschiedete und fing sich. Gewann an Höhe, sah Schlund, Wirbel, Strudel, Lindt und hasserfüllte Augen kleiner werden. Eva verblasste. Es musste einen Grund geben, eine Verbindung, die er weder sah noch verstand. Der Sturm ließ nach, die Nacht war lang gewesen. Storm wollte, nein, durfte oder konnte die Insel nicht verlassen. Da waren Ketten, die es zu zerschlagen galt. Da war die Macht der Fügungen im Labyrinth ohne Antworten. Leben musste anders sein. Das Haus am Meer wartete an der Küste. Die Reling der Dachterrasse war noch da. Er landete, war zurück, kam an und sah Robin, die mit zerzausten Haaren vor ihm stand. »Guten Morgen, Señor Storm. Stehst du schon lange hier?«
Ihre Stimme klang dunkler als am Abend davor. Derschka oder Robin trug ein T-Shirt mit schallplattentellergroßem Stern auf der Brust. Storm stemmte sich von der Wand und spürte die Druckstellen des Putzes. »Ich glaube schon, dieser Ort ist irgendwie anders.«
Robin verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. »Hast du vielleicht was Verrücktes geträumt?«
Storm sah hinaus zum Meer. Ein Fischerboot zog brummend vorbei. »Wie kommst du darauf?«, erkundigte er sich.
Sie lächelte. »Nur so. Bei mir ist das die ersten Tage hier immer ziemlich schlimm. Aber mit der Zeit legt es sich dann. Apropos Zeit, wenn wir den Flughafen stressfrei erreichen wollen, müssen wir in einer halben Stunde los.«
Der Narr war nicht weiter von nutzen. Storm dachte an Eva, Berge, Adler, Sternschnuppen, Strudel, Lindt, Andromeda, Flügel aus Wachs und schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht zurück. Ich wäre dir dankbar, wenn ich übers Wochenende hierbleiben könnte. Natürlich nur, wenn es dich nicht stört.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, legte die Stirn in Falten und sah ihn eindringlich an. »Bist du sicher?«
War er sich sicher? Er war sicher, dass die Aussprache mit Eva warten konnte, sicher, dass er die Insel nicht verlassen sollte. Er hatte es versucht und war gescheitert. Wo die Grenze zwischen den Träumen verlief, war nicht wesentlich. Er nickte und wartete gespannt auf Robins Entscheidung.
»Wundert mich, aber du bist alt genug. Eine Bedingung habe ich allerdings: Bitte heute kein Wort über SOLIFER, Lindt und Co. Ist das okay für dich?«
Storm nickte erneut. Neuer Tag, neuer Traum, neue Chance. Er war dankbar und unterdrückte das Gefühl der Vorfreude, das einen Weg von Drinnen nach Draußen suchte.
»Gut, wenn dem so ist, dann leg’ ich mich jetzt noch mal ins Bett. Wir sehen uns später beim Frühstück.« Sie wartete keine Antwort ab und lief über die Dachterrasse zu ihrem Zimmer, in dem sie ohne Blick zurück verschwand.
26. August, 13:10 Uhr, Fahrt und Flughafen Granada
Die Thermik zog wellige Fäden über ausgedörrten Feldern. Ein haushoher Stier stand schwarz auf der Anhöhe. Keine Wiesen oder Kakteen aber Streicher, Gitarren und Trommeln. La Corrida. Die Geschichte des Stiers klang in ihr und der klimatisierte Fond der Limousine wurde zu jenem dunklen Gang, an dessen Ende das Tor stand, hinter dem die johlende Menge den Tod bejubelte. Konnte man diese Welt ernst nehmen?
»Wussten Sie eigentlich, liebe Frau Reiche, dass ich Ihren Chef schon lange kenne? Wir sind früher regelmäßig gemeinsam gesegelt. Gerald war in der Kombüse für die Verpflegung zuständig, August, unser allseits gefürchteter Justiziar, war der Steuermann und ich der Schiffer zweiten Ranges. Thilo, den kennen Sie bestimmt auch, war unser Kapitän. Ich kann mich noch gut an einen besonders stürmischen Törn erinnern. Gerald, August und ich waren am Ende. Sie können sich nicht vorstellen, wie Übel es uns war. Zum Glück war Thilo seefest.« Jarchow zeigte sein zehn Sterne Imagegesicht. »Das ist natürlich schon eine Weile her. Mit den Kindern haben sich unsere Prioritäten verschoben. Heute sehen wir uns eher bei Pressekonferenzen, Hafenfesten und Familientreffen. Aber die Erinnerungen bleiben und schön ist es auch jetzt noch, wenn eben auch ganz anders …«
Die Türen des Fahrzeugs waren verschlossen. Noch. Strophe um Strophe hörte Eva den Text von La Corrida in sich. Sie verschmolz mit den Ledersitzen im dunklen Raum. Bald würde jemand den Riegel öffnen. Es gab kein Entrinnen. Draußen wartete die Masse, die den Tanz des Untergangs bejubeln würde. Gang ohne Wiederkehr, der grausam langsame Tod war so gewiss, wie der Jubel der Unterhaltungssüchtigen in der Arena. Andalusien. Die Muscheln im Arbeitszimmer. Außerhalb getönter Scheiben waren jetzt tatsächlich ein paar Kakteen zu sehen.
»Ach ja, beim Golfspielen sehen wir uns natürlich noch heute regelmäßig. Der Golfplatz ist ein idealer Ort für Netzwerkkontakte jeder Art. Sie spielen kein Golf, das ist mir klar. Aber Sie sollten es versuchen. Bei frischer Luft, Ruhe und langen Spaziergängen knüpfen sich wichtige Kontakte wie von selbst und nebenbei ist es gut für die Gesundheit. Mit Gerald und Thilo spiele ich im Falkenstein bei Wedel, mit August und der Politprominenz natürlich in Berlin. Das ist nicht immer ein Vergnügen. An manchen Tagen sehen Sie dort kein Grün vor lauter Persönlichkeiten …«
Konnte man diese Welt ernst nehmen? La Corrida war ein Song auf der Mix CD, die Storm ihr zum Einzug in die gemeinsame Wohnung geschenkt hatte. Genau genommen war es eine Doppel-CD mit selbst gestaltetem Cover und Booklet, in dem er seine Gedanken zu jedem Stück festgehalten hatte. Es war eine Zeitreise mit Brüchen und Experimenten, ein Schatz, der rein gar nichts mit einer sterilen Playlist gemein hatte. Sie hatte Stunden mit Texten, Komponisten, Liedermachern und Bands verbracht und schönste und traurigste Bilder waren mit dem Soundtrack der Jahre verschmolzen. Der Stier und Andalusien. La Corrida war am Ausgangspunkt angelangt, der sich jetzt wie ein Endpunkt anfühlte. Obwohl sie saß, fühlte sie den Schwindel in sich. Der Whisky war ein Fehler gewesen. Trommeln. Konnte man diese Welt ernst nehmen?
»… Manchmal wird selbst mir das alles zu viel. Dann nehme ich mir eine Auszeit. Im Frühjahr war ich zum Beispiel auf Hawaii beim Surfen. Ich liebe Surfen. Auf dem Brett vergesse ich die Welt. Zumindest das sollten Sie mal versuchen. Leider bin ich schon etwas ungelenk geworden. Aber für Sie sollte das kein Problem sein und mit Ihrer Figur sehen Sie bestimmt klasse auf einem Brett aus …«
Konnte man diese Welt ernst nehmen? Es war ihr Job, ihre Aufgabe. Sie musste Gunnar Lindt erreichen, bevor es zu spät war. Fanfaren und Barrieren. Akrobaten in Papieranzügen. Der Weg führte über Ocon. Der Plan verlief anders als gedacht. Sie stand schon seit Stunden unter Beobachtung und hatte zudem das strikte Verbot privater Endgeräte auf dem Werksgelände übersehen.
»… wissen Sie, ich denke, dass jeder das Leben als Geschenk begreifen sollte und in der kurzen Zeitspanne auf diesem Planeten möglichst viel sehen, entdecken und erleben sollte. Ich war kürzlich mit einer Delegation in Afrika. Glauben Sie mir, es ist unvorstellbar, wie die Menschen dort vor sich hin vegetieren. Schon ein paar Tage dort würden für all die Verdrossenen genügen, um zu erkennen, wie grandios der Wohlstand der westlichen Welt in Wahrheit ist …«
Konnte man diese Welt ernst nehmen? Melodie und Text waren da. Das flaue Gefühl auch. Storm nicht. Andalusien, der Stier, Trafalgar. Sie hatte die Wahrheit zu seinem Schutz vor ihm verheimlicht. Es ging um so viel mehr als Verteidigung. Sie hatte um seinetwillen Distanz gehalten und seine Enttäuschung ertragen. Jetzt konnte es gut sein, dass schon alles vorbei war zwischen ihnen. Doch es führte kein Weg zurück. Die Arena hatte keinen Ausgang. Der Strand von Conil. Ihre Hand hatte in seiner gelegen. Der aufblitzende Leuchtturm in untergehender Sonne. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und durfte nicht zittern.
»… Ist Ihnen kalt?«
Der Matador de toros betrachtete Evas Beine mit fürsorglicher Mimik. Die Gänsehaut war verräterisch. Konnte man diese Welt ernst nehmen? Sie zog den Saum des Kleids soweit es ging über die Schenkel und antwortete: »Nein, alles wunderbar. Ich bin froh, dass es hier drin etwas kühler ist.«
»Diese Bescheidenheit steht Ihnen nicht, liebe Frau Reiche. Wenn Ihnen kalt ist, dürfen Sie das gerne sagen. Bei Ihrem kurzen Kleid kann ich das gut nachvollziehen. Karl, stellst du bitte die Air-Condition etwas höher. Unser Gast friert. Wissen Sie, ich bin ganz und gar kein Freund klimatisierter Innenräume. Die trockene Luft macht krank und je höher die Temperaturdifferenz zur Umgebung ist, desto mehr Energie wird verbraucht. In Amerika werden fast 30 Prozent des Strombedarfs nur für den Betrieb von Klimaanlagen verwendet. Tendenz steigend …«
Diese Welt war kaum ernst zu nehmen. Vielleicht war sie zu weit gegangen. Die Arena war weiß getüncht. Maurische Bögen und Säulen zierten die Fassade des Flughafengebäudes: Aeropuerto Federico García Lorca, Granada – Jaén. Karl steuerte den Wagen zu einer bewachten Einfahrt für Angestellte und Lieferanten. Nach dem Vorzeigen eines Dokuments öffnete sich die Schranke und die Limousine rollte auf das Flughafengelände. Koffertransporter mit voll beladenen Anhängern kreuzten den Weg. Eine Treppe mit Rädern, Lenkrad und Fahrer überholte rechts.
»… Wieder keine vernünftige Kontrolle. Ich dachte schon, dass es heute Ärger wegen Ihnen geben würde. Aber der Beamte hat nicht mal in den Wagen gesehen. Wir könnten praktisch alles außer Landes bringen. Es ist schon fast tragisch. Was glauben Sie, wie lange es gedauert hat, bis wir die Berechtigung zum Befahren des Flugfeldes bekommen haben? August hat über Monate alle Mittel und Hebel in Bewegung gesetzt, um die Sicherheitsbedenken der spanischen Behörden zu entkräften. Trotzdem hat es ewig gedauert und ich musste mich bei jedem Flug durch die Sicherheitsschleusen quälen. Dann haben wir das lächerliche Papier erhalten und seither sind wir nie wieder von irgendwem kontrolliert worden. Ist das nicht bald tragisch absurd?«
Konnte man diese Welt ernst nehmen? Touristen wurden in Bussen zu ihren Maschinen gefahren. Ein Tankwagen beharrte hupend auf Vorfahrt. Hinter Hangars und dem Feuerwehrgebäude stoppte Karl vor einem zweistrahligen Jet mit SOLIFER Logo.
»Liebe Frau Reiche, wir sind da. Ich hoffe, dass die erste Etappe unserer Reise für Sie erträglich war und Sie nur das Beste über mich schreiben werden.«
…
Andalusien / Kraftwerke, 11. August
Im Dämmerlicht des Zeltes tauchte die Erde aus der Tiefe des Alls. Ozeane, Inseln, Kontinente, Gebirgszüge, Städte und Wolkenfelder erschienen und verschwanden durch die erhabene Rotation des blauen Planeten. Mehr als hundert Augenpaare verfolgten, wie die Bewegung nach Sekunden erfror und in der Weite Afrikas das rote Quadrat aufflammte. Mit vernachlässigbarer Größe in die Wüste gebettet, zog es die Gäste in den Bann, deren Raumgleiter jetzt an Höhe verlor und sich rasch dem pulsierenden Symbol näherte. Ein Paukenschlag beendete die Reise und das Quadrat tauchte das Zelt in Rot, aus dem die Botschaft erwuchs: TOGETHER we can save the world – The SOLIFER Foundation.
In die ehrfürchtige Stille brandete Applaus, dem bald darauf ein Raunen folgte. Dr. Paul Jarchow hatte das Zelt betreten und schlenderte Stuhlreihe um Stuhlreihe vom Haupteingang Richtung Leinwand. Köpfe und Körper wendeten sich ihm zu. Hände wurden gestreckt und geschüttelt, freundliche Worte gewechselt. Am Ende des Weges hüpfte der weiß gewandete CEO mit einem Schritt auf die Bühne, verbeugte sich und grinste breit, ehe das Licht erlosch und nur der schwache Schein der Standkerze im Schwarz zurückblieb.
Ein kollektiver Schreck füllte die Dunkelheit mit Unruhe. Handyleuchten flammten auf und Jarchows Silhouette näherte sich einer flackernden Kerze. »Machen Sie ruhig alle ihre Taschenlampen an. Sie werden merken, wie schnell die Akkus den Geist aufgeben. Und bitte sehen Sie bei Gelegenheit einmal genau auf die Leinwand hinter mir. Warten Sie, ich zeige es ihnen. Hier, dieser Punkt in der Mitte, das ist unsere Kerze vom Weltall aus gesehen. So würde es in dieser Region aussehen, wenn es unsere Sonnenkraftwerke nicht geben würde. Und jetzt passen Sie auf, wie es in Wirklichkeit aussieht …«
Ein nächtliches Satellitenbild zeigte hell erleuchtete Städte, Plätze, Regionen, Dörfer, Straßenzüge und Industrieanlagen.
» … Was Sie hier sehen, ist kein x-beliebiges Foto. Sie sehen die Region Granada und Sie sehen, wie viele Haushalte in diesem Moment mit unserem Sonnenstrom versorgt werden. Sie brauchen nicht zu zählen, es sind sehr viele …«
Storms Gänsehaut war gerade abgeklungen. Noch immer drehte sich die Erde in ihm. Er wusste, dass der vermeintliche Stromausfall zur Inszenierung gehörte und war überrascht, dass Jarchow auf die Nennung konkreter Zahlen verzichtete. Am Nachmittag hatte Derschka ihm einen Speicherstick mit der Präsentation des CEOs in die Hand gedrückt und gemeint, dass er dort die optimale Basis für seine Arbeit finden würde. Zwischen den beiden Werksführungen hatte er einen Blick in die Unterlagen geworfen und war von Qualität, Umfang und technischer Tiefe überwältigt gewesen. Der locker zum Publikum sprechende Dr. Jarchow, überließ nichts dem Zufall.
» … Möglich, dass Sie jetzt denken, na ja, Strom produzieren können andere auch. Aber das ist höchstens die halbe Wahrheit. Denn andere verbrennen beispielsweise fossile Energieträger, die über Millionen von Jahren in der Erde eingelagert wurden. Das fossile Zeitalter muss enden, wenn wir die drohende Klimakatastrophe verhindern oder zumindest verlangsamen möchten. Die industrielle Nutzung dieser Energieträger ist für das Anwachsen der Wüsten, Hungersnöte, den Anstieg der Meeresspiegel und tausend anderer Katastrophen verantwortlich…«
Derschka hatte beim kurzen Zusammentreffen jedes private Wort vermieden. Dennoch glaubte er, dass der Blickkontakt länger als nötig gedauert hatte und schöpfte aus der Übergabe des USB-Sticks neue Hoffnung für seine Zukunft bei SOLIFER. Als die zweite Führung unter der Leitung des desolat auftretenden Gunnar Lindt beendet gewesen war, hatte er die Unterlagen in Ruhe betrachtet und grafisch wie inhaltlich perfekt strukturierte Einzelmodule mit detaillierten Zahlen, Fakten, Technik-, Zielrichtungs-, Kosten- und Wirtschaftlichkeitsvergleichen vorgefunden. Es bestand kein Zweifel daran, dass der charmant auftretende CEO auf allerhöchstem Niveau arbeitete.
»… Sie entgegen nun, na ja, es gibt auch noch andere Alternativen und denken dabei womöglich ausgerechnet, wie viele Politiker das im Moment leider wieder tun, an die Atomkraft. Vor fünfzig Jahren mag eine gewisse Begeisterung für die Spaltung von Uran ansatzweise nachvollziehbar gewesen sein. Mit dem Wissen von heute ist die Atomkraft allerdings unverantwortlich. Aus diesem Grund verschwenden die Konzerne und Lobbyverbände Unsummen dafür, Ihnen klar zu machen, dass es sich bei besagter Technologie um eine sichere und beherrschbare Zukunftslösung handelt. Dabei ist das Gegenteil längst bewiesen. Denken Sie an Harrisburg, Tschernobyl oder Fukushima. Ich erspare Ihnen die an dieser Stelle die Bilder von tausenden Toten und verwüsteten Landstrichen, die dank der angeblich sicheren Technologie für Jahrtausende verstrahlt und unbewohnbar sein werden. Selbst ohne Supergau ist die Atomkraft beispiellos unverantwortlich und kurzsichtig. Denn mit dem sogenannten atomaren Erbe wissen die Wissenschaftler nichts Besseres anzufangen, als es in Salzstöcken zu vergraben. In der Hoffnung, dass es keine Eruptionen oder sonstige unvorhersehbare Ereignisse geben wird …«
Jarchow schritt frei sprechend auf der Bühne hin und her und blieb offensichtlich bewusst an der für die Mehrzahl der Anwesenden verständlichen Oberfläche.
»… Für die Energieversorgung der Zukunft bleiben also noch ein paar Windparks, die keiner vor seiner Haustüre haben will, und die Sonnenenergie, die entweder in Wärme oder in Strom umgewandelt werden kann. Die gut informierten unter Ihnen werden jetzt anmerken, dass Paul Jarchow ein Verfechter des Sonnenstroms war. Das stimmt. So war es und so ist auch immer noch. Nur meine Einstellung zum Einsatz der Phovoltaik hat sich geändert. Denn inzwischen durfte ich eine bedeutende, wesentlich effektivere und weiterführende Lösung kennenlernen, um aus Sonnenenergie Strom zu gewinnen. Unsere Anlagen brauchen keine seltenen Erden aus China, unsere Anlagen benötigen keine alterungsanfällige Akkutechnologie. Wir verbrauchen im Vergleich zur Photovoltaik nur 30 Prozent Fläche zur Produktion der gleichen Menge Stroms. Zudem liefern wir 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Emissionsfrei, alterungsfrei, effizient und wirtschaftlich. Damit sind wir nicht eine Lösung, wir sind DIE LÖSUNG für die sichere Energieversorgung der Menschheit. Und weil unsere Anlagen heute genug Sonnenenergie geerntet haben, können wir jetzt das Licht auch wieder anschalten …«
Mit dem aufflammen der Beleuchtung floss eine weiteres Raunen durch das Zelt, dicht gefolgt von einer zweiten Welle Applaus. Jarchow verbeugte sich erneut, sprang von der Bühne und nahm Kontakt zu den Gästen der ersten Reihe auf.
»… Ich sehe Ihnen an, dass das Abendessen reichhaltig und der Tag anstrengend für Sie war. Deshalb verspreche ich Ihnen, dass ich Sie nicht mit Statistiken, endlosen Zahlenkolonnen und düsteren Endzeitszenarien langweilen oder frustrieren werde. Ich wünsche mir, dass Sie nach diesem Abend wieder an eine bessere Zukunft glauben und mit neuem Optimismus in die Welt hinausgehen werden. Beginnen wir also zunächst mit der Bedeutung unseres Quadrates. Bei unseren Fachvorträgen zeigen wir immer drei davon. Eines, symbolisiert die Fläche, die wir benötigen würden, um den Energiebedarf des gesamten afrikanischen Kontinents zu decken. Das zweite Quadrat steht für den Energiebedarf Europas und das Dritte stellt die Fläche dar, die notwendig wäre, um die ganze Welt mit Energie zu versorgen. Warten Sie, ich zeige ihnen das mal an der Leinwand …«
In den nachfolgenden 135 Minuten kam nur ein geringer Teil des zur Verfügung stehenden Vortrags zur Anwendung. Der CEO schwächte harte Fakten durch geschickt platzierte Überhöhungen ab und sorgte so selbst an kritischen Punkten für Lacher im Publikum. Niemand gähnte. Das Publikum hing an den Lippen des eloquenten Redners, der immer wieder vom Thema abschweifte und Anekdoten aus Sicht des Familienvaters oder Unternehmers einstreute. Als Jarchow von seinen Erfahrungen mit chinesischen Wettbewerbern erzählte, dachte Storm an Eva und war noch mehr erleichtert, dass sie nicht unter den Zuhörern saß. Was auch immer sie Jarchow vorgeworfen hätte, sie wäre kläglich gescheitert. Hatte Derschka dafür gesorgt, dass Evas Dienstreise in letzter Sekunde gestrichen worden war? War wieder ein berechnendes Manöver von ihr im Spiel, dessen Regeln und Zielsetzung er nicht kannte? Fest stand, sie hatte ihn nicht gekündigt. Er war dabei und das war weit mehr, als er erwartet hatte.
Das Heimspiel Dr. Jarchows endete mit einer letzten Spitze in Richtung seiner Kritiker: »… Immer wieder erzählen mir Menschen aus Industrie- und Medienkreisen, dass SOLIFER nichts Besonderes sei. Sie behaupten, dass thermische Solarkraftwerke schon von vielen Leuten konzipiert wurden und dass die Idee bislang noch nirgendwo wirklich gezündet hätte. Ich antworte dann, dass es vielleicht daran lag, dass die Idee bislang immer zu klein, zu bescheiden und mit viel zu vielen Vorbehalten betrachtet wurde. Eine Idee wird erst groß, wenn sie groß gedacht wird, wenn sie das provinzielle Bedenkenträgertum hinter sich gelassen hat und endlich dort ankommt, wo sie hingehört. Wir haben diese Idee, wir haben die technische Lösung und wir kämpfen dafür, dass diese Idee groß wird und die Welt verändert. Machen Sie mit, werden Sie ein Teil unserer Foundation, erzählen Sie den Menschen dort draußen von dem, was Sie hier gesehen und gehört haben, und lassen Sie uns die Welt gemeinsam ein Stück besser machen…«
Die Menge erhob sich zu Standing-Ovations. Auch Storm stand auf und klatschte, während der neben ihm stehende Vorstand eines schwedischen Energiekonzerns, Dr. Erik Dahlberg, anerkennend auf seine Schulter klopfte und »Spannende Sache« ins Ohr brüllte. Wieder lief ein Schauer durch seinen Körper. Zumindest in diesem Moment gehörte er etwas Größerem an, fühlte sich wie ein Teil von SOLIFER und blickte mit feuchten Augen zu Dr. Jarchow hinauf, der Schlussworte in den Applaus sprach: »…Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und für die Zeit, die Sie heute hier bei uns verbracht haben. Draußen warten Taxis, die Sie in Ihre Hotels bringen. Schlafen und träumen Sie gut. Ich freue mich, Sie morgen bei unserem Sonnenbrunch wiederzusehen. Vielen Dank und bis morgen!«
Noch einmal Applaus, noch einmal anerkennende Blicke und der Gang in die Andalusische Sternennacht.
Andalusien / Kraftwerke, 14. August
Schauen Sie nur hin, Storm! Dieser Gunnar Lindt hat es viel weiter gebracht als Sie. Die Natur hat es mit Ihnen zwar besser gemeint aber Sie haben es kolossal vergeigt. Aber Schuld sind ja immer die anderen, nicht wahr?
Bild um Bild war der Therapeut in Storms Hinterkopf lauter geworden. Der erste Spatenstich lauerte schon am Anfang des Flurs, der vom Empfang der Verwaltung bis zu den Aufenthaltsräumen am anderen Ende des langgestreckten Gebäudes führte. Politiker mit weißen Helmen und dunklen Anzügen schüttelten routiniert die Hände des Gründerteams. Gunnar Lindt stand unscheinbar am Rand der großformatigen Aufnahme. Immerhin war er da, was man von Ihnen nicht behaupten kann.
Ein Schritt weiter, drei Bilder, sechs Monate. Vor der ersten Reihe Parabolspiegel glühte eine Gruppe junger Männer vor Stolz. Das weiße Stirnband stach heraus und gehörte Gunnar Lindt, dessen Haut krebsrot war. Da könnten Sie sich eine Scheibe abschneiden. Das nenne ich Einsatz und Leidensfähigkeit!
In der Baugrube für die Salzspeicher, Generatoren und Turbinen standen zwei LKWs. Mit Schläuchen und Schubkarren wurde Beton verteilt. Der Mann in Gummistiefeln war Gunnar Lindt. So sieht wahres Engagement aus! Nicht reden, sondern anpacken. Es spielt keine Rolle, welche Startvoraussetzungen jemand hat. Nur echte Anstrengung zählt. Es geht nicht um Beziehungen, sondern allein um den Willen, es besser zu machen.
Auf dem Gruppenbild vor Reihe drei trug Lindt ein Trägerhemd und hatte mit geschwellter Brust eine Recieverröhre geschultert. Sein Gesicht war vom Schatten eines Strohhuts verborgen. Sehen Sie das? Man muss über sich selbst hinauswachsen und hart an sich arbeiten. Das ist der Weg, der zum Erfolg führt.
Der Schubs gegen die Wand war unangenehm real. Fast wäre Storm mit der Nase auf Lindt gestoßen. Die Stimme war anders. »Exkusa!« Ein verschwitzter Nachzügler hatte ihn touchiert und eilte weiter zur Mittagspause. »Sin causa colega!« Storms Nachruf war Selbstbetrug und Hoffnung. Er wusste, dass er in den Augen der Belegschaft kein Kollege war. Betrachtete Lindt ihn als Konkurrent oder konnte er ihn schlicht nicht leiden? Schon die Begrüßung war falsch gelaufen. Lag es am Lebenslauf oder an fehlenden Sprachkenntnissen? Schon wieder dieses grüblerische Selbstmitleid – unerträglich! Freuen Sie sich, dass Sie hier sind und gehen Sie endlich weiter, damit Sie sehen, wie weit man es mit Fleiß und Disziplin bringen kann.
Eröffnungsfest. Gunnar Lindt mit seinen Kindern vor der Hüpfburg, Gunnar Lindt im Arm einer bemerkenswert schönen Frau. Schlicht gerahmte Zeitungsausschnitte, Betriebsausflüge und Spatenstiche. Rückkühler, Diensträder, Stromzähler, die Lieferungen der nächsten Technik-Generation für die Bauabschnitte zwei und drei. Gebäude wuchsen, Zäune wurden gezogen, das Band des neuen Werktors wurde durchtrennt, Parkplätze errichtet und Fahnen gehisst. In wenigen Schritten manifestierte sich an den Wänden eine Vision größter Bedeutung. Protagonisten tauchten auf und waren wenig später verschwunden. Gunnar Lindt blieb und wuchs zur Konstante mit zunehmender Wichtigkeit. Auf dem letzten Bild war er zum Geschäftsführer ernannt worden und stand mit glänzenden Wangen zwischen Dr. Paul Jarchow und Dr. Beatrix Derschka. So und nicht anders geht das! Fleiß, Ausdauer, Disziplin, Einsatz, Strebsamkeit. Jeder kann es schaffen, wenn er es nur will. Es herrscht Chancengleichheit. Nur Wille und Einsatzbereitschaft zählen. Jammern, Zaudern, Zögern, Zweifeln und Abwarten ist was für Versager.
Am vergangenen Samstag hatte Storm selbst zwischen Derschka und Jarchow gestanden. Aber im Vergleich mit Lindt war er nichts weiter als eine Eintagsfliege. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden es diese Aufnahmen niemals in die Sammlung der Meilensteine an den Wänden schaffen. Rabbi Hinterkopf war anderer Ansicht: Was in Dreiteufelsnamen verleitet Sie zu diesem irren Schluss? Mit großer Wahrscheinlichkeit, hahaha! Von welcher Wahrscheinlichkeit gehen Sie denn aus? Begreifen Sie nicht, dass ihre bescheuerte Wahrscheinlichkeit das aberwitzig dämliche Resultat Ihrer gestörten Selbstwahrnehmung und Ihres kruden Weltbilds ist? Was ist nun wieder das Problem? Sehen Sie um Gotteswillen endlich hin. Ja, dort hin! Was sehen Sie? Sie sehen einen rothaarigen Durchschnittstypen mit Halbglatze, Brille und durchschnittlichen Noten. Dieser Durchschnittstyp führt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern ein glückliches Familienleben. Außerdem hat er es zum Geschäftsführer der von Ihnen so bewunderten Solarkraftwerke gebracht. Wäre das nicht zufällig auch etwas für Sie? Was meinen Sie wohl, weshalb er und nicht Sie diese begehrte Stelle innehaben?
These und Antithese. Gunnar Lindt war ein ordentlicher Ingenieur ohne idealistische Überhöhungen. Mit Ehrgeiz und Bescheidenheit hatte er mit den Jahren eine sympathische Präsenz entwickelt. Und doch existierte er nur, weil die kapitalistische Erfolgspropaganda ihn für die Glaubwürdigkeit des Märchens von Chancengleichheit und unbegrenzten Möglichkeiten benötigte. Falsch, falsch und nochmals falsch! Schon wieder dieser himmelschreiende Unfug und Ihr abstrus beschränktes Weltbild. Wie widerwärtig dämlich das schon klingt: Erfolgspropaganda! Sie sind im falschen Film und stehen sich selbst im Weg. So einfach verhält sich die Sache. Ist das so schwer zu kapieren?
Keineswegs. Der Film basierte auf einem Drehbuch, das Egoismus, Gier und Heuchelei predigte. Für die Erkenntnis, dass nur wenig des zwangsweise Erlernten stimmte, war nicht viel Verstand von Nöten. Das Erfolgsrezept der westlichen Welt gründete auf einem Wohlstandsversprechen, das auf immerwährenden Wachstum fußte und für die Mehrheit auch mit größtem Einsatz nicht erreichbar sein konnte. Im versprochenen Paradies war schlicht zu wenig Platz für alle. Die schicken Vororte lebten vom Streben der hoffenden Masse. Die perfide ausformulierten Mantras von Freiheit, Leistung und Chancengleichheit verwandelten die Bürger in konsumierende Marionetten, die, gut unterhalten und aufgeklärt, von Influencern, Netzwerken und anderen Medien gelenkt, optimistisch nach vorne blickend und stets zufrieden das Räderwerk der Gier und Ressourcenvernichtung antrieben.
Wie ich diese billige Pauschalkritik hasse! Wo ist es denn besser? In China, Russland oder dem Kongo? Begreifen Sie endlich, dass Lindt der leuchtende Gegenbeweis Ihrer bescheuerten These ist, mit der Sie in Wahrheit nur von Ihrem eigenen Versagen ablenken wollen.
Genial war, dass die Gescheiterten die Schuld nicht beim System, sondern bei sich selbst suchten. Abtrünnige, die Zweifelten und sich anders verhielten, wurden so lange therapiert, bis sie ihre Fehler einsahen und dankbar auf die beispiellosen Errungenschaften der westlichen Welt blickten. Nie war es besser.
Und wieder diese alte Leier. Jetzt bekommt die Medizinindustrie mit ihren angeblich manipulativen Medikamenten ihr Fett ab. Serotonin, die brandgefährliche Zufriedenheitsdroge, stimmt’s? Wissen Sie was, Sie sind wirklich total bescheuert, wenn Sie diesen Mist glauben. Schauen Sie sich die Bilder an, lesen Sie Zeitungen, Bücher, sehen Sie meinetwegen Fern oder surfen Sie von mir aus im Internet. Das Glück liegt auf der Straße und gehört den Tüchtigen. Überall finden Sie Leute, die es bei weitem schlauer als Sie angestellt haben.
Das Glück der Gewinner war rund um die Uhr präsent. Die Konsumenten wurden von einer Flut des Erfolges überrollt. Zur Sicherstellung des Nachschubs wurden in Castingshows auf allen Kanälen Woche für Woche neue Superstars produziert. Immer neue Preise wurden ausgelobt, aus Bloggern wurden Literaten und täglich wurden Geächtete zu Helden stilisiert. All das diente der angenehmen Unterhaltung und stützte die Glaubwürdigkeit der großen Lüge. Irgendwie war eben doch alles möglich.
Na endlich, Sie haben es kapiert. Sie müssen es nur wollen und dafür kämpfen. Sehen Sie genau hin, selbst der da hat es geschafft. Nur Sie ersticken in Ihrem Selbstmitleid.
So mochte es sein. Aber Darstellung und Wahrnehmung klafften bei Gunnar Lindt auf dramatische Weise auseinander. Die Person auf den Bildern war ein Glücksgriff für seine Frau, seine Kinder, seine Mitarbeiter und SOLIFER. Der reale Lindt, der ein paar Meter entfernt bei Tisch saß, wirkte gehetzt, unsicher, gereizt, fahrig und unglücklich. Von Optimismus keine Spur …
Auf der Insel, 19. Oktober, 18:35 Uhr
Der scharfe Wasserstrahl riss Sand, Blütenreste, Exkremente, Blätter, Ameisen, Katzenhaarbüschel und Insektenkadaver von den Fliesen. Sturzbäche ergossen sich über die Terrassenkante ins frisch gestutzte Strauchwerk des Gartens. Finale. Ihr Tagwerk war vollbracht. Tausende Nadelstiche durchbohrten ihre Haut. Bald würde die Sonne hinter dem Dach verschwinden. Das Brennen würde bleiben und sie die Nacht über foltern. Pauls Hand, vergrößert um den ganzen Körper gelegt. Es war ein Experiment. Vielleicht konnte der Schmerz den Wahn in die Schranken weisen.
Der Tag war produktiv verlaufen. Vormittags hatte sie Heckenrosen, Rhododendren und Erdbeerbäume zurückgeschnitten. Arbeit, Hitze, Schweiß. Zwischendurch war sie um die Wette mit sich selbst geschwommen. Die Rochen waren da. Zur anschließenden Zitronen- und Feigenernte hatte sie die Leiter aus der Garage zum Haus geschleppt. Die Feigen waren zu klein geraten. Später hatte sie den Plattenweg zum Tor abgespritzt und von den Resten eingetrockneter Schnecken und Katzenscheiße befreit. Danach waren Tisch und Stühle an der Reihe gewesen und Spinnweben und Spinnen landeten im Gebüsch. Nachmittags hatte sie sich endlich um die Ameisenstraßen im Wintergarten gekümmert und eine neue Latte an der Bank befestigt. Die Welt war ausgestorben. Nicht einmal eine Katze hatte sich sehen lassen, als sie zur Pause die Stabilität des sägerauen Holzes mit bloßem Hintern getestet hatte. Inzwischen war sogar das Scharnier des Gartentors wieder angeschraubt.
Jetzt stand sie da, nackt, mit Sonnenbrand und Schwielen an den Händen und sah hinauf zur Dachterrasse. »Und, was sagst du? Sieht’s nicht schön aus? Ich hab’ sogar deine Lieblingsbank repariert, damit wir morgen früh gemeinsam zum Meer sehen können. Die hält uns jetzt wieder aus.«
Keine Antwort. Sie ging ins Haus, das kaum mehr wiederzuerkennen war. Seit Ihrer Ankunft hatte sie den Boden gewischt, die Regale abgestaubt, die Gläser im Schrank gespült, Zeitschriften und Zeitungen aussortiert, Möbel zurecht gerückt, das Leder der Couch aufgefrischt und zum ersten Mal seit Jahren den Holzofen samt Scheibe gereinigt.
Das Wasser im Putzeimer war schwarz gewesen, nachdem sie tags zuvor die Treppe zum Obergeschoss auf Knien heruntergebürstet hatte. Jetzt fühlte sich der Stein seltsam glatt unter ihren Füßen an. Sie lief durch das Urlaubszimmer ihrer Kindheit und betrat die Dachterrasse. Er saß am Dichtertisch und würdigte sie keines Blickes. »Sieh’ mich endlich an und sprich’ mit mir. Was willst du mehr? Ich habe dein Haus von oben bis unten auf Vordermann gebracht. Was soll ich sonst noch tun? Sieh’ dir meine Haut an. Das ist alles für dich, verstehst du, alles für dich! Ich habe übrigens auch neue Muscheln an deiner Collage festgeklebt und ein neues Bild von dir aufgehängt. Das mit den Wellen im Sturm, den finsteren Wolken und den Möwen. Erinnerst du dich? Ich hab’s lange ihm Schrank aufbewahrt. Jetzt hängt es im Schlafzimmer über dem Bett und sieht prächtig aus.«
Tränen rannen über seine Wangen und tropften auf den Tisch. Sie hatte ihn nie Weinen gesehen. Er war immer stark und souverän gewesen. Selbst als ihm klar geworden war, dass seine Träume in diesem Leben nicht mehr wahr werden würden. Aber nun war er eben doch noch angekommen. Jetzt waren sie beide hier. Sollte es nicht immer so sein? Die Episode Paul Jarchow lag hinter ihr und Robin war zurückgekehrt. Hatte er sich nicht genau das immer gewünscht? Robin umarmte Luft, küsste die Farbreste auf dem Tisch und stammelte zwischen Speichel und Holz: »Weshalb sprichst du nicht mit mir? Sag mir, was ich falsch gemacht habe? Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Weißt du, als ich nach der Pressekonferenz nach Hause kam, war Rainer nicht da. Der Kongress war ihm wichtiger. Er hat mich nicht mal angerufen. Das Haus war so leer und kalt und ich habe mich so nach diesem Ort und nach dir gesehnt. Und jetzt bin ich hier und du bist hier und alles könnte wunderbar sein, aber du sprichst kein Wort.«
Sie hob ihr Gesicht von der Tischplatte und richtete sich auf. Er musterte ihren Körper, der in Flammen stand, und neue Tränen rannen aus seinen Augen. Es war zu spät. Glaube, Liebe, Hoffnung. Kreuz, Herz, Anker. Das Tattoo auf Gunnar Lindts Oberarm. Es war zu spät. Die Sonne war verschwunden und mit den letzten Strahlen machte sich das Licht auf den Weg in die Nacht. Sie setzte sich neben ihn legte ihre Beine auf den Dichtertisch. Pizza, Wein, Bücher, Bilder, Musik, Gespräche, Sternschnuppen und Sternenzelt. Ohne Sonne war es kühl. Sie fröstelte, brannte und schaukelte mit den Wellen. Seine Zeit war abgelaufen und doch war er da und schrieb direkt neben ihr in sein Logbuch. Robin beugte sich zu ihm und folgte flüsternd den Bahnen des Füllfederhalters … die Fehler sind leider unumkehrbar. Gestellte Weichen einer Reise, die nur eine Richtung kennt. Kein Weg führt zurück und das falsche Gleis kann entgegen aller Hoffnung nie wieder verlassen werden. Und doch war das Glück oft nahe und da waren die unzähligen Versuche, es besser zu machen und ehrlich und aufrecht durchs Leben zu gehen. Zumindest bei ihr, zumindest für sie, hätte es klappen können, hätte es klappen müssen. Herbst. Ein Hund gräbt Löcher in den verlassenen Strand, die Boote haben ihre Bojen zurückgelassen und warten unter Planen auf einen neuen Sommer, nebenan haben die Manöver begonnen. Stumpfe Übungen für den Ernstfall. Idioten in Uniformen spielen Krieg. Brandgeruch liegt in der Luft, die Insel ist seit Tagen nicht zu sehen. Was ist aus ihr nur geworden? War wirklich alles umsonst, ist nie etwas wirklich angekommen und rein gar nichts geblieben? Bilder, Bücher und Monologe. Keine echte Bindung, fremde Wesen, Fluch des Geldes. Es ist ihr gutes Recht, glücklich zu sein, es besser zu machen. Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei. Sie ist jetzt frei, lebt ihr eigenes Leben und das ist richtig so. Es kann sein, dass es gut ist, wie es ist. Was weiß man schon vom Anderen? Es kann sein, dass sie irgendwann aus freien Stücken wieder hierher zurückkommt. Hierher zu mir, hier an diesen Tisch, der dann leer sein wird. Denn gewiss ist nur, dass meine Zeit bis dahin vorbei sein wird. Kann sein, auch nie. Wie immer gilt es, stark zu sein und nach vorne zu sehen. Ich muss mich für sie freuen, dass sie ihren Weg gefunden hat und sollte sie zu ihrer Karriere beglückwünschen. Verfluchtes Geld, verfluchte Gier nach Anerkennung. Wie groß sie war, als sie noch klein war…
Ein Signalton ließ die Buchstaben im Mondschein zerfließen. Robin fror und glühte. Pauls Jarchows übermächtige Hand rieb genüsslich über die sonnenverbrannten Stellen ihres Körpers. Finger- und Handgelenke schmerzten von der Arbeit mit den Gartenwerkzeugen. Der Signalton wurde lauter. Sie wusste, woher er kam, stand auf und eilte ins Schlafzimmer. Vielleicht wollte Rainer sie erreichen. Die smarte Uhr, die er ihr geschenkt hatte, lag auf der Nachtkommode und rebellierte. Der Rote Knopf löschte den Alarm. Kein Anruf in Abwesenheit, der Akkustand hatte kritisches Niveau erreicht, keine neuen Nachrichten, die Health-Care Funktionen benötigten aktualisierte Daten. Sie legte das Armband ums Handgelenk und ging zur Dachterrasse zurück. Ihr Vater schrieb im flackernden Schein der Kerze. Die Schmerzen waren nicht stark genug. Vielleicht würde eine kalte Dusche Abhilfe schaffen.
Der Duschkopf tropfte. Der Hahn müsste seit geraumer Zeit neu abgedichtet werden. Sie würde sich morgen darum kümmern. Robin drehte auf und trat unter den Strahl, der enttäuschend warm war und nur wenig neues Feuer auf ihrer Haut entfachte. Gestreckte Arme, kein Licht auf dem Meer. Der Mond verschwand hinter Wolken, als das Wasser kälter wurde und sie endlich nur noch an den Schmerz denken ließ, bis das Chronometer an ihrem Handgelenk erneut Alarm schlug und ein blinkendes Herz mit Blitz auf dem Display in die Nacht leuchtete. Sie hasste es! Hasste alles und jeden und vor allem das Ding an Ihrem Handgelenk, das sie jetzt mit Wucht gegen die Säule neben der Dusche schlug. Das Herz war verkratzt, aber blinkte noch. Der Alarm war lauter als das Wasser, dazu das Rot und die Resettaste, die nicht reagierte. Es hörte nicht auf, es hörte nicht auf, es hörte nicht auf …
Aber es musste aufhören. Sie schlitterte tropfend nass über den polierten Steinboden zur Besenkammer unter der Treppe. Zwischen Kabeln, Schraubenschlüsseln und Bohrern griff sie nach dem Hammer und rannte zurück zur Dusche. Das Wasser war jetzt kalt. Sie ging unter dem Eisregen in die Hocke, öffnete das Band, legte das schrill warnende Chronometer auf den Betonboden zwischen ihren Füßen und schlug zu. Einmal, der Ton war noch da. Zweimal, die Scheibe zersplitterte. Dreimal, Wasser umspülte das gebrochene Herz. Viermal, der Ton versank. Fünfmal, das Gehäuse verformte sich. Sechsmal, die digitalen Eingeweide quollen heraus. Siebenmal, das Uhrenband löste sich. Achtmal, das Display brach entzwei. Neunmal, die Platine zerbrach. Zehnmal, Scherben schwammen auf dem Wasser Richtung Abfluss. Jetzt war es gut. Robin richtete sich auf, legte den Hammer beiseite und tanzte auf den Resten ihrer Karriere bis ein Glassplitter sich so tief in ihre Fußsohle bohrte, dass sie selbst mit eisernem Willen nicht mehr auftreten konnte.
Sie fühlte sich im Schmerz neu geboren und krabbelte schließlich auf allen Vieren zurück ins Haus, wo sie eine Blutspur durch Wohnzimmer, Küche, Treppe und Flur bis ins Schlafzimmer zog. Oben angekommen, wälzte sie sich schlotternd, zitternd und stöhnend aufs Bett – jetzt war es endlich gut. Sekunden, Minuten, Stunden. 23:47 Uhr. Nur das Privathandy lag noch da. Sie griff danach und tippte: Hola, glaube mir, ich wollte nicht, dass es so läuft. Du hast was Besseres verdient. Ich bin seit gestern wieder auf der Insel. Wenn du noch mit mir reden willst, komm vorbei. Gruß R.
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